Analogie (fem,
-, -en), vom griech.-lat. analogia. Seit dem frühen 16. Jh. in dieser
Form in deutschen Texten zu finden. Ursprünglich ein Begriff der (griech.)
Mathematiker. Bedeutung nach deren Sprachgebrauch proportionale
Regelmäßigkeit, Entsprechung, Gleichheit von Verhältnissen
(lat. auch prōportio). Über Philosophie, Gebrauch auch in Grammatik
und Rhetorik. Seit dem 17. Jh. wichtiger Begriff in Sprachwissenschaften,
verdeutscht: Übereinstimmung (z.B. in Formenlehre oder Wortbildung), Wortähnlichkeit,
Grundrichtigkeit, Gleichart, oder Gleichrichtigkeit.
Ausgehend von zwei, in einer
regulären Beziehung stehenden Formen, wird eine dritte, der Ersten ähnlichen
Form, sich in eine neue Form wandeln, die entsprechend (= analog) zur
ersten Form funktioniert.
In der Linguistik wirkt die
Analogie auf (a) phonologischer und (b) grammatischer Ebene der
Sprachstruktur.
(a) Neigung
von Kindern beim Spracherwerb, Präterialform starker Verben anhand der Suffixe
schwacher Verben zu bilden, unter analoger Anwendung der gelernten Regel
bei schwachen Verben auf starke Verben, aufgrund der Unkenntnis über die
Unregelmäßigkeiten letzterer. (Bsp. 1)
(b)
Gleichmäßigkeiten, z.B. die Plural-Endung –s im Englischen. Altenglische
Nomina enthielten mittels ihrer Flexionsart Informationen über Geschlecht,
Kasus und Zahl. Aufgrund diverser Lautwandel, Wegfall komplizierter Flexionen
und Herausbildung des Plural –s, welches sich bis auf wenige Ausnahmen, analog
auf sämtliche Nomina verbreitete. (Bsp. 2)
Auch: Vereinheitlichung von Stämmen
diverser althochdeutscher Verben und deren, je nach Flexion, alternierenden
Phoneme, im Neuhochdeutschen.
Beispiele:
1)
grabte, springte, geruft analog zu dachte, malte,
etc., oder Singular- und Pluralbildung bei engl. Nomina: tooths, foots statt teeth, feet, etc.
2)
Altengl. scip – scipu, Neuenglisch ship – ships;
stān – stānas stone – stones
3) Intervokalisches
[s] im Germanischen wurde zu [r]:
Althochdt. kiusan Neuhochdt.
küren (Präsenz)
kurun koren (Präteritum plural)
Literatur:
-
Lyons,
John: Die Sprache. München 19903, S. 185-189
-
McMahon,
April: Understanding language change. Cambridge 1994, S. 70-85
-
Paul,
Hermann: Deutsches
Wörterbuch. Tübingen 19929
Autorin:
Anja Franke